Studium an der Universität

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In Deutschland gibt es seit jeher eine Vielzahl von Universitäten, die auf eine lange Geschichte und eine teilweise glänzende Tradition zurückblicken können. So erlangte die deutsche Universitätsausbildung vor allem im 19. Jahrhundert Weltruf und deutsche Forscher, Geistes- und Naturwissenschaftler waren auf allen Gebieten führend. Dabei zeichnete sich die Universitätsausbildung vor allem durch die akademische Freiheit aus: Nach einem strengen Ausleseprozess in den Gymnasien hatten Studenten die Möglichkeit, zunächst ein „Studium generale“ zu absolvieren, also in den Anfangssemestern Vorlesungen in allen möglichen Fachrichtungen zu hören. Es bestand damals noch die Chance, sich ohne weitere Probleme in den ersten Semestern umzuorientieren. Im Vordergrund stand damals die Bildung des gesamten Menschen im Sinne des Humboldt´schen Humanitätsideals, anders als in der heutigen Zeit, in der es nur um die Ausbildung zu einem bestimmten Beruf geht, also um die Aneignung möglichst vieler spezifischer Fachkenntnisse, um später im Arbeitsleben bestehen und von Arbeitgebern ausgebeutet werden zu können. Auch war die Universität weit entfernt von der Ökonomisierung der Jetztzeit, in der ausschließlich Profitstreben und Verwertbarkeit der Kenntnisse auf dem Arbeitsmarkt nach US-amerikanischem Vorbild das Allerwichtigste zu sein scheinen!

Die erste deutschsprachige Universität war die Karls-Universität in Prag, die 1348 gegründet wurde. Die erste Universität in Deutschland war die Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, die 1386 gegründet wurde. Angesichts der heutigen Massenuniversitäten sind die Möglichkeiten, wie sie in früheren Zeiten bestanden, naturgemäß eingeschränkt. Demnach muss die Entscheidung für eine bestimmte Richtung bereits frühzeitig fallen, ein späterer Wechsel ist oftmals schwierig. An den Universitäten gibt es die verschiedensten Fachrichtungen. Hinzukommt noch die Größe der Universitäten und die großen Studentenzahlen, was dazu führt, dass viele Studenten über Anonymität und die unpersönliche Atmosphäre klagen. Bilder von überfüllten Hörsälen, ein Sinnbild verfehlter Bildungspolitik, sind bekannt. Andererseits ist das soziale Leben an den Universitäten, auch und gerade wegen der vielen ausländischen Studenten, außerordentlich rege und bunt. Zudem existiert meist ein umfangreiches Sportangebot.

Anders als Fachhochschulen sind Universitäten nicht nur der Lehre, also der Weitergabe von Wissen, sondern auch der Forschung verpflichtet. Demnach ist die Universität auch der Ort, an dem nach neuen Erkenntnissen gesucht wird, an dem nach ihnen gestrebt werden. Sind Sie also jemand, der sich um die Weiterentwicklung Deiner Fachrichtung bemühen will, sidn Sie, etwa in einem naturwissenschaftlichen Fach, an neuartigem Wissen interessiert, wird die Universität vielleicht der Platz sein, an dem Sie ggf. Ihre Träume verwirklichen können. Die hohe Qualität deutscher Forschungseinrichtungen wird erkennbar, wenn man bedenkt, dass jedes Jahr deutsche Universitäten mehrere tausend neue Patente anmelden.

Im Vordergrund der Ausbildung an den Universitäten steht die Aneignung von methodischem und theoretischem Wissen, während der Praxisbezug oft von geringerer Bedeutung ist. An den Universitäten sollen wissenschaftlichen Standards entsprechende Methoden eingeübt werden. Darüber hinaus steht den Universitäten das Promotionsrecht zu. Sie sind daher berechtigt, Doktortitel zu vergeben. Dazu bedarf es einer Dissertation, in der eine bestimmte Fragestellung untersucht wird und bei der ein Forschungs- und Erkenntnisinteresse bestehen muss. Die Dissertation muss einen Beitrag zur Fortentwicklung der Wissenschaft bieten.

Durch den sog. Bologna-Prozess haben sich die Studienbedingungen an den Universitäten zum Teil massiv geändert. Der sog. Bologna-Prozess soll eine Vereinheitlichung der Studiengänge und Studienabschlüsse in der Europäischen Union bewirken. Dabei dienten Vorstellungen aus dem angloamerikanischen Bereich als Vorbild. Demnach wurden Bachelor- und Masterstudiengänge eingeführt. Ob sich dadurch allerdings das Niveau der Ausbildung verbessert hat, erscheint mehr als fraglich. Vor allem hat eine starke Verschulung der Studiengänge eingesetzt. Die Ausbildung orientiert sich einseitig an den Interessen des Arbeitsmarktes, der Unternehmen und an Interessen der Industrie. Die Universität wird damit zur Zuchtstätte des akademischen Nachwuchses der Unternehmen. Daran können Sie als Einzelner aber nichts ändern, Sie müssen die Situation so nehmen, wie sie ist. Von Seiten der Universitäten gibt es nach wie vor erheblichen Widerstand gegen die Umgestaltung der Studiengänge und die Einführung des Bachelor- und Mastersystems. In der Medizin und im Bereich der Rechtswissenschaft ist es bei dem bewährten System der Staatsexamina geblieben, bei Ingenieuren wird die Wiedereinführung dees Diploms diskutiert. Dies hängt damit zusammen, dass in allen diesen Bereichen dem Staatsexamen und dem Titel des Dipl.-Ing. ein hoher Stellenwert zukommt. Diese Abschlüsse verfügen über ein hohes Renommee und ihnen wird auch in der Bevölkerung hoher Respekt entgegen gebracht. Es bleibt zu hoffen, dass die Tendenz der europaweiten Uniformierung nach US-amerikanischem Muster alsbald gebrochen wird.

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