Bachelor oder Masterstudium?

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Am Anfang des Studiums stellt sich die Frage, ob man sich für den Bachelortitel oder für einen Diplomstudiengang entscheiden soll. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Diplomstudiengänge teilweise heute nicht mehr angeboten werden. Sie laufen im Zuge des sog. Bologna-Prozesses weitestgehend aus und werden durch das zweistufige Bachelor-Master-System ersetzt.

In Baden-Württemberg durften seit der Gesetzesnovelle von 2005 neue Diplom- bzw. Magisterstudiengänge nicht mehr eingeführt werden, ab Beginn des Wintersemesters 2009/10 durften keine Studienanfänger in diesen Studiengängen mehr aufgenommen werden. In Bayern ist ab dem Wintersemester 2009/10 die Aufnahme des Studiums in Bachelorstudiengängen die Regel; lediglich bei Staatsprüfungen (z.B. Staatsexamina in Jura oder Medizin bzw. kirchlichen Prüfungen) verbleibt es bei dem bisherigen System. Auch in anderen Bundesländern bestehen vergleichbare Regelungen. In anderen Bundesländern hingegen werden Studiengänge mit Diplom- und anderen Abschlüssen unter bestimmten Voraussetzungen oder in begründeten Ausnahmefällen aufrechterhalten, ohne dass eine zeitliche Befristung vorgesehen ist.

Teilweise können auch Diplomstudiengänge zum Dipl.-Ing oder zum Diplomkaufmann bzw. zur Diplomkauffrau weiterhin absolviert werden. Da im Bereich des Hochschulrechts den Ländern die Gesetzgebungskompetenz zusteht, variiert die Rechtslage von Bundesland zu Bundesland. Demgemäß ist es notwendig, sich zunächst nach den rechtlichen Rahmenbedingungen im jeweiligen Land zu erkundigen bzw. diese in Erfahrung zu bringen.

Bevor die Frage gestellt wird, ob ein Bachelor- oder ein Diplomstudiengang gewählt werden soll, muss man sich vergegenwärtigen, ob und inwieweit der jeweilige Abschluss auf dem Arbeitsmarkt anerkannt wird. Dabei besteht der Vorteil der bisherigen Studiengänge darin, dass sie über eine langjährige Tradition verfügen und allseits bei den Unternehmen und in der Bevölkerung anerkannt sind. Vor allem in technischen Fächern genießen sie einen ausgezeichneten Ruf. Allerdings wurde auch bei Diplomingenieuren mittlerweile die Umstellung auf den Bologna-Prozess vollzogen. Fast alle Fachhochschulen und die meisten Universitäten haben ihre Ingenieurstudiengänge auf den Abschluss Bachelor oder Master umgestellt. Die Abschlüsse lauten nunmehr „Bachelor of Engineering (B Eng.)“ oder „Bachelor of Science (B. Sc.)“ bzw. „Master of Engineering (M. Sc.)“. Damit ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Bildungsnivellierung bzw.- verflachung, zur Uniformierung, zur Unterordnung unter US-amerikanische Ausbildungstraditionen und letztlich zur Abschaffung der deutschen Sprache und der eigenen kulturellen Identität getan! Lediglich an der Technischen Universität München kann noch der Titel Dipl.-Ing. (TUM) erworben werden.

Abgesehen von diesen allgemeinen Erwägungen kann sich der Einzelne gegen diesen Zwang zur Uniformierung nicht wehren. Dabei ist zumindest positiv festzustellen, dass mittlerweile der Bachelortitel – dieser ist nicht mit dem bisherigen Diplom vergleichbar – in der Bevölkerung und in Unternehmerkreisen auf Akzeptanz stößt. Absolventen der neuen Studiengänge haben daher so gut wie keine Nachteile mehr gegenüber Absolventen der tradierten Studiengänge. Auch gehaltsmäßig lassen sich keine Unterschiede mehr ausmachen.

Die anfänglichen Probleme bei Bachelorstudiengängen sind wohl überwunden. Die Mehrzahl der Studenten absolviert ihr Studium in der vorgegebenen Regelstudienzeit von drei Jahren. Anders als das Zwischendiplom ist der Bachelor ein offizieller Universitätsabschluss. Jedoch kann nur der Mastertitel mit dem bisherigen Diplomtitel verglichen werden. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich zukünftig die Wahl zwischen Bachelor und Diplom nicht mehr stellen wird. Ein Vorteil hat das Bachelorstudium: Man kann während und nach dem Studium auch im Ausland studieren, zumal der Bachelor international anerkannt ist.

Allerdings ist zu beachten, dass die Zahl der Studienabbrecher in Bachelorstudiengängen relativ hoch ist, im Vergleich zu den traditionellen Studiengängen. Vor allem in den Ingenieurwissenschaften ist die Abbrecherquote wesentlich höher als bisher. Die Umstellung der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge von Diplom- zum Bachelor-Abschluss ist oftmals mit einer erheblichen zeitlichen Straffung verbunden. Demnach muss der gleiche Stoffumfang in kürzerer Zeit bewältigt werden. Bei Bachelorstudiengängen in Sozial-, Sprach- und Kulturwissenschaften, in Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften sind ebenfalls sehr hohe Abbrecherquoten zu verzeichnen. Dies hängt damit zusammen, dass zwar der Studienaufbau aus England und aus den USA übernommen wurde, nicht aber das dort bestehende Tutorensystem. Demnach ist die individuelle Betreuung nicht gleichermaßen intensiv!

Die meisten Studenten stehen dem neuen System kritisch gegenüber. Die meisten streben den Masterabschluss an und beklagen einen unzureichenden Praxisbezug.

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